WdJ 2016

2015 - Der Grunewald

Nicht nur durch das alte Volkslied "Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion" ist der im Südwesten des Berliner Stadtgebietes gelegene Grunewald weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Steht in Wäldern anderer Regionen die Holzproduktion im Vordergrund, so hat der Berliner Grunewald vor allem eine hohe Bedeutung für den Natur- und Landschaftsschutz, die Erholung, das Stadtklima und die Trinkwassergewinnung. Das rund 3.000 ha große Waldgebiet ist bereits seit 1963 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Die vielfältige Landschaft des Grunewaldes ist durch Prozesse während und nach der letzten Eiszeit geprägt. Sie besteht überwiegend aus flachwelligen mit Wald bestandenen Grundmoränenflächen, die von zwei markanten Rinnentälern mit Seen und Mooren durchzogen sind. Im Westen wird der Grunewald von der Havelniederung begrenzt. Steile Hänge und die Endmoränenhügel der Havelberge bestimmen hier das Landschaftsbild.

Blick vom Drachenfliegerberg (Berliner Forsten / Th. Wiehle)

Der Grunewald zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Waldbiotope aus. Hauptbaumarten sind vor allem Kiefer und Eichen. Kleinere Flächenanteile werden von Buche, Hainbuche und anderen Laub- und Nadelholzarten als Hauptbaumarten eingenommen. Besonders bemerkenswert sind vorhandene Altbaumbestände und naturnahe bodensaure Eichenwälder. Weitere wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere sind Seen und Kleingewässer, Dünen, Mager- und Trockenrasen, Heideflächen, Sandgruben und Moore. Das Waldgebiet beinhaltet zahlreiche geschützte Biotope und eine Vielzahl seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Deshalb wurden Teilflächen des Grunewaldes auch als europäische Schutzgebiete an die EU gemeldet.

Der Grunewald entwickelte sich bereits nach Fertigstellung der Havelchaussee sowie der Verkehrsanbindung über den Bahnhof Grunewald 1879 zu einem wichtigen Berliner Naherholungsgebiet. Besonders attraktiv für die Besucher und Besucherinnen sind die Übergangsbereiche zwischen Wald und Wasser. Für alle Menschen, die den Wald verwalten, betreuen oder bewirtschaften, ist der Spagat zwischen Naturschutz und Intensiverholung besonders spannend.

Im Grunewald gibt es neben seinen landschaftlichen Besonderheiten auch eine Reihe besonderer Orte. Genannt seien beispielsweise der Kaiser-Wilhelm-Turm, besser bekannt als Grunewaldturm, das Jagdschloss Grunewald, das Strandbad Wannsee oder der Teufelsberg als höchste Erhebung der Stadt.

Der Grunewald ist Staats- und Stadtwald zugleich, da Berlin Land und Kommune gleichzeitig ist. Schon vor der Stadtgründung von Groß-Berlin (1920) wurden die Wälder rund um Berlin 1915 im sogenannten Dauerwaldkaufvertrag vom preußischen Königshaus abgekauft, um eine weitere Zersiedlung zu verhindern. Seit dieser Zeit bewirtschaften die Berliner Forsten, heute vertreten durch das Forstamt Grunewald, die Wälder im Südwesten Berlins.