Geschichte der Walderholung
Die Grunewaldgemeinden waren bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts beliebte Ausflugsgebiete und "Sommerfrischen" für die Berliner und Berlinerinnen. Zu dieser Zeit eröffneten hier auch die ersten Ausflugslokale. Durch die Wannseebahn (1874) und die später eröffneten Bahnhöfe Grunewald (1879) und Nikolassee (1902) konnten die Ausflügler den Grunewald immer besser erreichen.
Um die Jahrhundertwende wurde der Grunewald durch mehrere interessante Sehenswürdigkeiten bereichert. Zwischen 1897 und 1898 wurde auf dem Karlsberg beispielsweise der "König-Wilhelm-Turm" zum Gedenken an den deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm I. erbaut. Der 1948 umbenannte "Grunewaldturm" bietet weite Ausblicke über den Wald und die Havel und ist bis heute ein Anziehungspunkt für Ausflügler, genau wie das bereits 1906 eröffnete Strandbad Wannsee.
Grunewaldturm (Planungsbüro Förster)
1918 wurden im Rahmen eines Notstandsprogramms Wanderwege zu beiden Seiten des Grunewaldsees und von Paulsborn bis Nikolassee geschaffen und weitere interessante Ausflugsziele wie das Jagdschloss Grunewald und das Forsthaus Paulsborn angebunden. Im Jagdschloss Grunewald ist seit 1932 ein Museum mit Jagdbildern von Lucas Cranach dem Älteren untergebracht.
In den 1920er Jahren verbesserte sich die Anbindung des Grunewaldes an das Stadtgebiet abermals erheblich. 1921 wurde die AVUS (Automobil und Verkehrs Uebungs Straße) für den öffentlichen Verkehr freigegeben und 1929 wurde die U-Bahn bis zum Bahnhof Krumme Lanke verlängert.
Die Nationalsozialisten wollten den Grunewald in einen Volkspark mit Gaststätten, Reitställen, großen Parkplätzen, Freibädern und Rodelbahnen nach den Plänen von Albert Speer für "Germania" umwandeln. Diese Pläne wurden aufgrund des Kriegsbeginns aber nicht realisiert. Ein Relikt aus dieser Zeit ist die Rodelbahn an der Onkel-Tom-Straße, die zwischen 1933 bis 1939 in einer Sandgrube entstand.
1934 wurde durch eine "Verordnung zum Schutze der freilebenden Tierwelt" die Leinenpflicht für Hunde in den Berliner Forsten angeordnet, gleichzeitig wurden aber auch Hundeauslaufgebiete eingerichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Grunewald nicht verwertbare Trümmer zum heutigen Teufelsberg aufgeschüttet. Der 120 m hohe Teufelsberg überdeckt den von den Nationalsozialisten errichteten Rohbau der Wehrfakultät, dessen Sprengung trotz mehrfacher Versuche nicht möglich war. Ab 1960 wurde das Gebiet neu beplant und u. a. Wintersportanlagen errichtet. Der Teufelsberg und der nebenan gelegene Drachenfliegerberg entwickelten sich zu beliebten Erholungszielpunkten. Das Plateau des Teufelsberges war für Erholungssuchende jedoch nicht zugänglich, da die US-Army hier eine Radar- bzw. Abhöranlage unterhielt. Erst 1992 wurde diese aufgegeben.
Drachenflieger- und Teufelsberg mit Abhöranlage (Planungsbüro Förster)
Der Grunewald entwickelte sich durch die isolierte Lage West-Berlins nach den Mauerbau zum größten und beliebtesten Naherholungsgebiet der westlichen Stadthälfte. Nach Maueröffnung verringerten sich die Besucherzahlen zwar kurzzeitig, aber der Grunewald ist nach wie vor eines der wichtigsten Naherholungsgebiete im Ballungsraum Berlin.