Forstwirtschaft und Naturschutz
Der Frankenwald verbindet Forstwirtschaft und Naturschutz
Waldumbau zum Mischwald
Von Natur aus würden Buchenwälder im Frankenwald vorherrschen. Auf den ärmeren Standorten der Hainsimsen-Buchenwald und auf den etwas nährstoffkräftigeren, humusreicheren Standorten der Waldmeister-Buchenwald. Die wichtigsten Begleitbaumarten in diesen Buchenwäldern wären die Eibe und v.a. die Tanne. Schon im ausgehenden Mittelalter hat der Mensch durch seine Nutzung die Baumartenzusammensetzung stark verändert. Die Eibe wurde durch den Eibenholzhandel über Nürnberg für die englischen Langbogen, durch die Fuhrleute und durch die Viehhüter, die die giftige Eibe aus Angst um ihr Vieh verfolgten, schon früh zurückgedrängt. Die Tanne aber wurde, da ihr vielseitig verwendbares Holz geflößt und damit gehandelt werden konnte, gefördert. Im selben Zuge wurde die Buche, da ihr schweres Holz nicht flößbar war, zurückgedrängt und über Jahrhunderte war die Tanne die beherrschende und typische Baumart des Frankenwaldes. Natürliche Fichtenvorkommen gibt es im Frankenwald nur in den höchsten Lagen ab ca. 730 m mit ihren Begleitern Bergreitgras und Siebenstern. Durch die Einführung der Kahlschlagswirtschaft im 19. Jahrhundert und durch große Sturmkatastrophen begann der Siegeszug der Fichte im Frankenwald. Die Tanne mußte nun im Gleichschluß mit der Fichte aufwachsen und verlor immer mehr an Boden.
Seit ca. 30 – 40 Jahren versuchen nun die Forstleute im Staatswald wieder gemischte Wälder v.a. aus Tanne, Fichte und Buche zu erziehen bzw. die privaten Waldbesitzer in der Beratung auf Risikostreuung durch Mischwälder in Zeiten des Klimawandels hinzuwirken. Dieser klimatolerante Waldumbau ist gleichzeitig die wichtigste Natur- und Artenschutzmaßnahme in unseren Wäldern. Durch Mischwälder werden alle an unsere Laubbäume angepassten Tier- und Pflanzenarten gefördert und können sich wieder in unseren Wäldern stärker ausbreiten. So z. B. Kleiber , Waldlaubsänger, Grün- und Grauspecht. Auch und gerade bei der Tanne kann sich die Bilanz der letzten Jahrzehnte sehen lassen. So wurden allein in den beiden Forstbetrieben der BaySF, Rothenkirchen und Nordhalben, in den letzten 10 Jahren mehrere Hunderttausend Jungtannen ausgepflanzt. Klimatoleranter Waldumbau dient als Daseinsvorsorge der gesamten Gesellschaft.
Edellaubbaumreiche Schluchtwälder fördern Eine Besonderheit der steilen Hänge im Frankenwald ist das Vorkommen von edellaubbaumreichen Beständen mit Berg- und Spitzahorn, Bergulme, Esche und der reichhaltigen Bodenvegetation aus Waldgeißbart, Mondviole, Christophskraut, Stacheligem Schildfarn. Diese sog. Schlucht- und Steilhangwälder bieten einer großen Zahl von Tier- und Pflanzenarten Heimat und werden durch die Forstleute bei der Verjüngung der Bestände besonders berücksichtigt.
( Alexander Kelle )
Belassen von Weichlaubbaumarten
Unsere Pionierbaumarten oder Weichlaubhölzer, wie z.B. Aspe, Vogelbeere, Birke und Salweide, spielen durch ihren Insektenreichtum eine große Rolle bei der Erhaltung der waldtypischen Biodiversität. Daher werden diese Baumarten bei der Verjüngungspflege und den Durchforstungen nicht radikal beseitigt, sondern, sofern sie nicht verdämmend wirken, als biologisch wichtige Beimischung in den Beständen belassen. Viele Schmetterlings-, Käfer- und weitere Insektenarten werde dies danken. Für die Vogelwelt von besonderer Bedeutung ist die Vogelbeere, deren Früchte 63 Vogelarten als Nahrung diesen können.
Frankenwaldtäler offenhalten
Einen besonderen Reiz bezieht der Frankenwald aus den oftmals langgestreckten Wiesengründen in den engen Tälern. Hier konnten sich unterschiedlicheLebensräume entwickeln. Hochstaudenreiche Feuchtwiesen mit Wiesenkerbel, Wiesenbärenklau, Mädesüß, Pestwurzfluren auf bachbegleitendenSchottern, Quellfluren und auf trockeneren, nährstoffärmeren Standorten Bärwurzwiesen mit Arnika. Nach dem 2.Weltkrieg wurden viele dieser Talgründe, auch im Staatswald, mit Fichten aufgeforstet. Seit 1990 wird nun verstärkt versucht, die abriegelnden Fichtenaufforstungen in den Tälern wieder zurückzunehmen und die Täler wieder zu öffnen und für viele Tierarten wie z.B. Wasseramsel, Bergstelze und den Schwarzstorch durchgängig zu erhalten. (BayernNetz Natur-Projekt Frankenwaldtäler). Gelungene Beispiele für solche Talöffnungen können in den beiden Forstbetrieben besichtigt werden. Naturnahe bachbegleitende Gehölzstreifen sind aus Schwarzerle, Esche und v.a. aus der Traubenkirsche aufgebaut. Gerade die Traubenkirsche ist für viele Vogelarten, nicht nur wegen ihrer Früchte, sondern wegen ihres reichen Insektenlebens eine wichtige Baumart.
Eine Spezialität im Frankenwald sind die ausgedehnten Halden des ehemaligen Schieferabbaus. Diese wärmebegünstigten Standorte wieder von beschattendem Bewuchs freizustellen, hilft Fledermäusen und dem Gartenschläfer, der im Frankenwald einen Verbreitungsschwerpunkt besitzt.
Biotop- und Horstbäume erhalten, Totholz fördern
Gerade Bäume mit Spechthöhlen, insbesondere mit den großen Schwarzspechthöhlen, sind wichtige Requisiten eines naturnah aufgebauten Waldes da sie vielen anderen Tieren als Nist- und Brutstätte oder als Unterschlupf Heimstatt bieten so z.B. Waldkauz, Edelmarder, Garten – und Siebenschläfer.
Naturwaldreservate – “Urwälder von morgen”
Im Frankenwald wurden im bayerischen Staatwald seit 1978 5 Naturwaldreservate (ca. 200 ha) ausgewiesen, in denen keine forstliche Nutzung mehr stattfindet. Der Mensch zieht sich in die Rolle des Beobachters und Forschers zurück, der aus den natürlichen Abläufen für eine naturnahe Forstwirtschaft im Wirtschaftswald lernen will. Meist handelt es sich um alte, laubbaumreiche Wälder, die auch für den Schutz der waldtypischen Lebewelt von großer Bedeutung sind (NWRe Kühberg, Hammerleite, Ramschleite, Schmidtsberg, Rainersgrund).